Wovon der Sturm nicht zu erzählen weiß

Nachlese zum Cafe-Tribüne Poesie- Abend am 21. November

Begleitet von Volker Heuken am Vibraphon las Susann Pineau im Zeller Dorfhaus aus ihrem neuen Gedichtband „Das Gleichgewicht der Stille“.

Zuvor nahm die Dichterin ihr Publikum mit auf eine Reise durch die Jahreszeiten und einen Abstecher zu den einsamen Kalkhochflächen der Causses im Süden Frankreichs. Sie selbst lebte einige Jahre in Frankreich und las die Texte in deutscher und klangvoller französischer Sprache.

Die neuesten Gedichte von Susann Pineau gehen auch auf die gegenwärtigen stürmischen Zeiten ein, die begleitet sind von Existenzängsten, Bedrohung und gesellschaftlicher Spaltung. Kritisch, aber unspektakulär benennt sie aktuelle Erscheinungen in Politik und Gesellschaft und fordert unmissverständlich Mut und Menschlichkeit.

Im zweiten Teil des Abends gestattete die Dichterin Einblicke in ihre Kindheit und in persönliche Begegnungen und sie lüftete vorsichtig den Vorhang zu ihrer dichterischen Wortsuche: „Schweig dich aus bis das Wort sich wieder blicken lässt bei dir…“. Unter dem Titel „geschliffenes Wort“ wendet sie sich an den in China geborenen französischen Dichter und Schriftsteller Franҫois Cheng: „Immer kürzer die Zeilen, geschliffener das Wort…“. Fast ist es, als späche Susann Pineau von sich selbst. In knappen Zeilen, mit farbigen Worten malt sie ihre ruhigen, oft nachdenklichen, aber immer treffenden Gedichte. Wie Bilder, die man sich gerne anschaut und nach einer Weile zustimmend nickt.

Unterstützt wurden diese Bilder von Volker Heuken mit sanften, einfühlsamen Klängen seines Vibraphons.
Auch wenn im Titel dieses Lyrikabends im Zeller Dorfhaus vom Sturm die Rede war, so haben doch die zurückhaltenden Töne der beiden Künstler meistens an leichte Winde erinnert.

Ein Dankeschön in Form von süßen Windbeuteln schien deshalb ziemlich angemessen.
Dieter Kunzmann