– Vortrag in der Reihe Café-Tribüne

Das Zeller Dorfhaus als „Ministerium gegen Einsamkeit“

Zu diesem Schluss konnte man leicht am Ende des Vortrags von Dr. Thomas Mäule am Abend des Nikolaustages kommen.
Zuvor hatte er die zahlreichen interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer mitgenommen zu einem Phänomen, das gerade in der Advents- und Weihnachtszeit immer wieder in Erinnerung gerufen wird, ansonsten aber weitgehend weggeschwiegen wird.

Ob alt, ob jung, alleinstehend oder bestens vernetzt: Einsamkeit kann alle Menschen treffen, stellte der Referent fest, der als Theologe und Ethikberater unter anderem beim Diakonischen Werk tätig war. Wie rutscht man in die Isolation ab? Und warum ist es so schwierig, darüber zu sprechen? Einsamkeit hat viele Gesichter, aber selten eine Stimme – dabei fühlt sich jede dritte Person einsam. Warum also nicht einfach einmal zuhören? Dabei kann deutlich werden: Der oder die Einsame kann direkt neben uns stehen. Mitten im Leben, bei bester Gesundheit und mit einer ordentlichen Arbeit. Gut gekleidet, freundlich, lächelnd, eine adrette Erscheinung. Niemand wird zugeben, wie es sich anfühlt und dass jeder freie Tag eine seelische Qual darstellen kann. Und selbst wenn uns der Verdacht beschleicht, trauen wir uns nicht, das anzusprechen: „Fühlst du dich manchmal einsam?“

Weil Einsamkeit in unserer Gesellschaft einfach keinen Platz hat

In Großbritannien wurde 2018 ein Ministerium gegen Einsamkeit geschaffen. Nicht zuletzt deshalb, weil immer mehr einsame Menschen an Herz-Kreislauf-Problemen oder Depression ernsthaft erkrankten, wobei die Palette der (Sucht-)Erkrankungen bei einsamen Menschen bei weitem größer sein kann.

Ein staatliches Ministerium in Deutschland sei nicht sein Traum, gestand Dr. Thomas Mäule. Sein Wunsch sei es aber schon, dass Einsamkeit nicht länger Tabuthema bleibt. Betroffene sollen offen darüber reden können. Sie brauchen Vorbilder, die helfen, Aufmerksamkeit zu schaffen.

Einsamkeit ist nichts, wofür Betroffene sich schämen müssen

Jeder Verein, jede Kirchengemeinde – auch ein Dorfhaus – ist ein „Ministerium gegen Einsamkeit“, das daran arbeitet, dass die Seele Heimat findet. Wer allein ist, muss nicht einsam sein.